Aus Sicht der aktuellen Ereignisse erweist sich als richtig, über die in Firmenpensionsfonds lauernden Risiken und Gefahren über den Verlauf der letzten Jahre aufmerksam zu machen, um meine Leser für diese Entwicklungen zu sensibilisieren.

Was sich gerade im Angesicht der Insolvenz des amerikanischen Einzelhändlers Sears abspielt, lässt sich aus Sicht der betroffenen Mitarbeiter und ehedem Beschäftigten eigentlich nur noch als Tragödie bezeichnen.

Eine Vielzahl von Mitarbeitern des Konzerns, die nach jahrzehntelanger Anstellung bei Sears bereits verrentet sind, fanden sich zu Jahresbeginn auf einer Versammlung zusammen, um gemeinsam gegen den im Rahmen des Insolvenzverfahrens verfolgten Plan des Unternehmens zur Ausradierung der Pensionssicherungen und Lebensversicherungen zu protestieren.

Es ist nicht der erste solcher Fälle, die in den Vereinigten Staaten im Angesicht von horrend hohen Unternehmensschulden Schlagzeilen machen. Spätestens seit der Autokrise in Detroit und dem Bankrott der Stadt ist in den Vereinigten Staaten das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Ansprüche gegenüber Konzernpensionsfonds nicht in Stein gemeißelt sind.

Im Fall von Sears sieht es nun danach aus, dass einst ausgegebene Zahlungsversprechen zu Lebensversicherungsansprüchen unter ehemaligen Mitarbeitern, die sich unter normalen Umständen auf Zehntausende von US-Dollars pro Person belaufen hätten, nun auf lediglich 115 bis 135 US-Dollar absinken werden. So sollen die Dinge jedenfalls aussehen, wenn es nach den Plänen von Sears Estate geht.

Und nun überlegen Sie sich, in welcher Position Sie sich über Nacht wiederfinden würden, wenn sich lebenslange Altersversprechen im Zuge eines Unternehmensinsolvenzverfahrens plötzlich in Luft auflösen. Es handelt sich um den unrühmlichen Abschluss einer Geschichte, die ich Ihnen im Fall von Sears (und anderen Konzernen wie General Electric) seit geraumer Zeit an die Wand gemalt habe.

Nachdem Sears im Zuge des Insolvenzverfahrens die Erlaubnis erteilt wurde, nahezu alle noch profitabel wirtschaftenden Filialen samt eines Großteils der noch verbleibenden Vermögenswerte zu Beginn dieses Jahres an die in Eddie Lamperts Eigentum stehende Firma ESL Investments zu veräußern, zeichnete sich ab, dass die Mitarbeiter – und insbesondere die bereits verrenteten Ex-Mitarbeiter – in die Röhre schauen werden.  

Übrig geblieben von dem einstigen Mammutkonzern ist lediglich Sears Estate, eine Einheit, die sich um die Abwicklung ausstehender Schulden und eine Veräußerung der verbliebenen Vermögenswerte des Konzerns kümmert. Dass der insolvente Konzern ausgeschlachtet wird, scheint ein Bloomberg-Bericht aus dem April zu belegen, in dem es hieß, dass Sears Estate Eddie Lampert inzwischen aufgrund von Vermögensveruntreuung verklagt hat.

Die durch Sears Estate verfolgten Pläne, die ganz offensichtlich zum Ziel haben, sich von ehedem abgegebenen Alterszahlungsversprechen für ehemalige Beschäftigte zu befreien, betreffen insgesamt knapp 30.000 Mitarbeiter, denen Bezugsansprüche von bis zu 14.000 US-Dollar zugefallen wären.

Hier ein Vergleich: Einer kleinen Gruppe von ehemaligen Vorständen und hochrangigen Managern von Sears wären laut Bloomberg hingegen Bezugsrechte von zwischen 356.000 und 2,7 Millionen US-Dollar (!) aus Lebensversicherungspolicen zugefallen.

Der nun durch Sears Estate vorgelegte Plan würde diese Bezugsansprüche in ihrer Gesamtheit ausradieren. Im Gegenzug soll allen von der Insolvenz des Konzerns betroffenen Mitarbeitern ein allgemeines Bezugsrecht von jeweils 5.000 US-Dollar zukommen – und dies alles in Form einer unbesicherten Forderung (!).

Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Laut aktueller Berechnungen, die auf Basis des Insolvenzplans angestellt wurden, verfügt Sears Estate nicht über genügend finanzielle Ressourcen, um diesen unbesicherten Forderungen jemals nachzukommen. Auf Basis der aktuellen Situation sähe sich Sears Estate gerade einmal dazu in der Lage, einen Betrag von 2,3 bis 2,7 Prozent dieser unbesicherten Forderungen tatsächlich auszubezahlen.

Hierbei handelt es sich um kümmerliche 115 bis 135 US-Dollar pro Bezugsberechtigtem! Kein Wunder also, dass der Nationale Verband der verrenteten Sears-Beschäftigten mitgeteilt hat, dass der durch Sears Estate vorgelegte Plan aus Sicht der Bezugsberechtigten absolut inakzeptabel sei.

Hauptgrund hierfür ist, dass viele der ehemaligen Sears-Mitarbeiter in ihrem fortgeschrittenen Alter keine neuen Renten- und Lebensversicherungen mehr abschließen können. Was Sears Estate momentan versuche, so die Führung des Nationalen Verbands der verrenteten Sears-Beschäftigten, sei hochgradig unfair gegenüber allen ehemaligen Mitarbeitern, die durch ihre Leistungen mit zum einstigen Erfolg des Konzerns beigetragen hätten.

Der einst vorgesehene Renten- und Pensionsplan wurde im März durch Sears Estate verworfen und aufgegeben. Den aktuell noch beschäftigten Mitarbeiter samt den ehemals Beschäftigten wurde der Vorschlag unterbreitet, neue Lebensversicherungen auf individueller Basis auf eigene Kosten abzuschließen.

Im Juni kam es hierüber zu einer Gerichtsverhandlung, in deren Zuge Sears Estate dann den Versuch unternahm, die fortlaufenden Zahlungen der Rentenobligationen auf Lamperts Firma ESL Investments abzuwälzen – jedoch ohne Erfolg.

Sears ist nur ein weiteres klassisches Beispiel dafür, was Bezugsberechtigten von Pensions- und Rentenplänen in den Vereinigten Staaten ins Haus steht, wenn ihre ehemalige Firma aufgrund von überbordenden – und kollabierenden – Schulden sang- und klanglos in sich zusammenbricht.

Haben Sie auf andere Weise für Ihren Lebensabend vorgesorgt? Falls nicht, ist es an der Zeit hierüber nachzudenken!

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